liebsterblogaward

Letzte Woche wurde ich von Olga, einer prima Urban Sketcherin (folgt ihrem Blog auf WordPress, es lohnt sich!), für den Liebster-Award nominiert! Der Liebster-Award ist eine Auszeichnung für kleine, aber feine Blogs, und ich freue mich riesig über ihn. Mit der Verleihung kamen fünf Fragen, die ich hier und jetzt beantworten möchte. Ganz unten könnt ihr meine Nominierungen für kleine und feine Blogs, die ich mag, lesen.

Eins meiner ersten Bilder.

Eins meiner ersten Bilder.

Wie war Dein Weg zu Deiner kreativen Tätigkeit bisher? Mit dem Malen angefangen habe ich 2005 mit Ölfarben, die nach wie vor mein liebstes Medium sind. Ich lebte damals in Neuseeland und litt unter der Entfernung von meinen Freundinnen zu Hause. Meine Mitbewohnerin empfahl mir, etwas zu tun, was mir gut tun und auf andere Gedanken bringen würde. Mir fiel gleich das Malen ein, für das ich mich seit einem Seminar, in dem es u.a. um amerikanischen Landschaftsmalerei ging, begeisterte. Also entschied ich mich, mit dem Malen anzufangen und habe Privatstunden bei der fantastischen Malerin und Bildhauerin Lucy Mhoma genommen, die bald meine Freundin wurde. 2006 habe ich in Christchurch eine kleine Wohnzimmerausstellung organisiert. In den ersten Jahren habe ich sehr viel gemalt, während meiner Doktorarbeit in Schottland wurde es dann weniger, weil ich kaum Platz hatte und mit drei Nebenjobs, der Forschung und einem tollen Freund, der jetzt mein Mann ist, ziemlich ausgelastet war. Nach der Promotion, ab ungefähr 2011, habe ich wieder angefangen Unterricht zu nehmen. Vorrangig war es damals das Aktzeichnen, das mich begeisterte und durch das ich noch einmal ganz anders Sehen lernte. Das war dann schon wieder in Deutschland. 2013 fing ich mit der Aquarellmalerei an, 2014 konnte ich erste Aquarellbilder mit MalkollegInnen zusammen ausstellen. 2014 habe ich auch zum ersten Mal Bilder verkauft, die keine Auftragsarbeiten waren. Das war sehr ermutigend! Seit Ende 2014 bemühe ich mich täglich zu zeichnen und mehrmals in der Woche zu malen. Oft klappt das. Wenn ich mehrere Tage nicht gemalt habe, fehlt mir was. Dieses Jahr habe ich erstmals en plein air gemalt, was ich sehr aufregend finde.

Was liebst Du an Deiner kreativen Tätigkeit am meisten? Mir fallen dazu vier Aspekte ein.  1. Meine Freiheit und dass das Malen zu nichts nütze sein muss. Alles, was ich in meiner wissenschaftlichen Arbeit tue, muss (oder sollte zumindest) bestimmte Zwecke erfüllen und der Erreichung von (Projekt-)Zielen dienlich sein. Im Vergleich damit bin ich in der Kunst frei. Ich kann etwas zeichnen oder malen, weil es mir spontan sehr gefällt oder weil ich einen bestimmten Licht/Farbeffekt besser verstehen will. Ich muss aber keine schönen Bilder malen – ich MUSS gar nichts beim Malen. Denn hier bin ich frei. Ich muss auch nichts verkaufen und dem Geschmack von jemanden anderem zuliebe malen. Das finde ich prima. 2. Ich liebe daran außerdem, dass es für kreative Ideen keine Grenzen gibt. Malenswertes ist überall zu finden. Es kommt nur auf das Sehen drauf an. Die Inspiration als wesentliche Schaffenskraft ist eben wirklich demokratisch. Das gefällt mir. 3. Austausch mit anderen Künstlern im Internet oder direkt. Bei vielen Künstlern vermischen sich drei Dinge, die mir sehr wichtig sind: ein Interesse am Menschen, Verständnis fürs Scheitern und eine ästhetische Gesinnung. Deswegen unterhalte ich mich gern mit ihnen. 4. Dass ich dabei so viel über mich lernen kann. Durch die Kunst fühle ich mich mit der Schöpfung auf eine sinnvolle Art und Weise verbunden, die mir einfach gut tut und mir immer wieder neue Wege zu mir selbst und ins Leben aufzeigt.

Wie bringst Du Dich in kreative Stimmung? Ganz wichtige Bedingungen dafür, dass ich in Stimmung komme für kreative Prozesse, sind die Abwesenheit von drückenden Sorgen, ausreichend Schlaf und nicht allzu viel Stress. Dann kommen die Ideen schon von allein. Meistens ist es dann ein interessanter Lichteffekt, der mich anspricht und ein Objekt für mich sozusagen ‚in Schwingung‘ versetzt, oder das ansprechende Zusammenspiel von Farbe und Licht. Das heißt, um ganz ehrlich zu sein, dass mich sonniges Wetter besonders leicht anregt. Aber ich habe auch konkrete ‚Lieblingsthemen‘. Wälder zum Beispiel: Als ich aus Schottland zurück nach Deutschland kam, haben mich die heimischen Wälder richtiggehend umgehauen. Ständig schwärmte ich meiner Familie und Freunden nur von den tollen deutschen Bäumen und Wäldern vor. (Randbemerkung: Schottland hat so gut wie keine Wälder mehr.) Und meine Faszination mit Wäldern hält jetzt schon seit Jahren an. Weil ich oftIMG_00000891 im Wald bin, werde ich dort auch immer wieder von kleinen Szenen angeregt. Ideen kommen mir auch in Landschaften, die besonders ruhig sind. Ich denke da bspw. an einen grauen schwülen Sommertag an der Nordsee, bei dem das Meer hinter den vorgelagerten Inseln spiegelglatt war und man den Horizont in diesem grau-in-grau nur schwer ausmachen konnte. Das war eine außerordentlich ruhige Seelandschaft, so etwas hatte ich noch nie gesehen. Die möchte ich gern mal versuchen in ein Ölbild oder ein Aquarell umzusetzen.

Wo und wie lernst Du Neues dazu für Deine kreative Tätigkeit? Ich lerne ständig dazu; ich bin sogar etwas besessen von der Idee, dass wir alle immer in Lernprozessen stecken, nie wirklich ankommen und deswegen eigentlich immer Anfänger bleiben. Das ist eine sehr befreiende Sicht, finde ich. Denn so kann ich einfach so viele Fehler machen, wie ich sie nun mal mache, ohne zu hart mit mir ins Gericht zu gehen! Aber jetzt zu meinen Lernorten: Ich habe viele Jahre Unterricht genommen, teils privat, teils an der Volkshochschule, und habe dort viele Grundlagen erlernt. Einen Kurs besuche ich jetzt nicht mehr, sondern eher Workshops mit Künstlern, die ich kenne. Davon abgesehen lerne ich derzeit am meisten aus Blogs von Malern, die über ihre Stolpersteine und Schwierigkeiten reflektieren und es den Lesern so ermöglichen, die Lernprozesse nachzuvollziehen, die sie (die Autoren) durchlaufen haben. Solche Geschichten sind nicht nur anrührend, sondern helfen anderen Malern, und deswegen bin ich ein Riesenfan von ihnen. Meine Lieblingsblogs dafür (und weil ich die Malerinnen mag) sind Carol Marine’s, Haidee-Jo Summers‘, Barbara Jeanicke’s und Jimmy Longacre’s Blogs. Diese Blogs sind alle auf Englisch. Ich lese viele Bücher übers Malen; zwei ganz wichtige für mich waren dieses Jahr Carol Marine’s Buch übers tägliche Malen und Mitchell Albala’s Buch über Landschaftsmalerei in Öl. Kunst anschauen, finde ich, ist an sich auch schon lehrreich. Deswegen besuche ich kleinere und größere Ausstellungen, wann immer ich kann.

Was sind Deine kreativen Ziele für die nächsten drei Jahre? Tja, mein 3-Jahresplan…Ich habe gar keinen, aber es gibt tatsächlich, wenn ich genauer nachdenke, ein paar Vorstellungen, die in diese Richtung gehen. Ich möchte auf jeden Fall so oft es geht malen, denn nur durch die stetige Übung werde ich besser werden. Und besser werden möchte ich schon – weil das so aufregend ist! 2016 würde ich gern eine kleine Ausstellung organisieren, vielleicht wieder eine Art Wohnzimmerausstellung, bei der ich meine Bilder zeige und andere Musik machen oder was vorlesen. Denn Kunst ist vielseitig und bereichert, aber damit das so ist, muss man sie mit anderen teilen. So eine Veranstaltung wäre deswegen nett. Dann bin ich am Überlegen, vom kleinen Format auf ein etwas größeres überzugehen. Aus zeitlichen Gründen ziehe ich kleine Formate vor, denn so kann ich neben der Forschung und der Zeit mit der Familie immer mal wieder ein Bild fertigstellen. Aber ich will mich auch weiterentwickeln, und deswegen reizen mich größere Formate. Für die brauche ich aber mehr Zeit. Am liebsten würde ich mich ein Mal im Jahr abseilen, um irgendwo ein paar Tage in Ruhe zu malen und zu lesen. Vielleicht nehme ich mir das jetzt einfach vor: In den nächsten drei Jahren werde ich jedes Jahr ein paar Tage zum Malen wegfahren. (Danke, Liebster-Award!) Weniger ein Ziel, aber dafür ein großer Wunsch von mir ist es, eine Malfreundin zu finden, mit der ich gelegentlich durch die Lande ziehen und im Freien malen kann. Das würde mich sehr glücklich machen! Also, falls Du im Hamburger Großraum wohnst und Dich angesprochen fühlst, dann melde Dich einfach!

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Ich fand die Ausseinandersetzung mit Olgas Fragen toll! Hoffentlich geht es den neu Nominierten auch so – ich nominiere für den Liebster-Award (tada!) diese wunderbaren Blogs:

Nadia Baumgarts Kunstblog

Frauke und Lars

Emma und Buchstabenmeer

Mathilda und Preach it, baby!

Ich hoffe, ihr nehmt die Nominierung an! Wenn ja, dann wäre es schön, wenn ihr die folgenden Fragen beantworten könntet – gern auch kürzer, als ich es gemacht habe:

Wie war Euer Weg zu Eurer kreativen Tätigkeit bisher?
Was liebt Ihr an Eurer kreativen Tätigkeit am meisten?
Wie bringt Ihr Euch in kreative Stimmung?
Wo und wie lernt Ihr Neues dazu für Eure kreative Tätigkeit?
Was sind Eure kreativen Ziele für die nächsten drei Jahre?

Vielen Dank und ganz liebe Grüße aus Lüneburg!