Als ich neulich früh am Morgen in meinen Laufschuhen unterwegs war – Auszeit mit Joggen könnte man das auch nennen – lief ich an einer wunderschönen nebeldampfenden Wiese vorbei. Das Gras war blass grün bis lila in den Schatten, die Bäume im Vordergrund standen fest und dunkel, und hinter der Wiese glomm ein goldener Morgen. Im Bereich zwischen Wiese und Morgen lösten sich die Farben im Dunst auf. Es war ein Fest, ein leises wunderschönes Fest.

Ich habe mit diesem Motiv etwas getan, was ich nur ganz selten mache: da ich kein Foto machen konnte, habe ich es mir ganz fest eingeprägt, um es später zu skizzieren. Das heißt, dass ich beim restlichen Lauf fast nur auf den Boden geguckt und mich bemüht habe, die Landschaft zu ignorieren. Goldig flammende Herbstbäume vor blitzeblauem Himmel – alles egal, nur nicht hingucken. Statt dessen bin ich (während des Laufens) vor meinem inneren Auge immer wieder die Einzelheiten der nebligen Wiese durchgegangen. Damit ich auch wirklich alles richtig erinnere, habe ich das Gesehene in meinem Kopf gleich in Aquarellmalschritte überführt im Sinne von: Da ist die Wiese, die legst du zuerst an, wenn sie trocken ist, kommen Himmel und Hintergrund, vor den Hintergrund dann die dunklen Sträucher in der Silhouette… und so. Das ging ganz gut! Und nun habe ich diese Aquarellskizze eines kalten Nebels an einem goldenen Morgen:

Das Malen aus der Erinnerung wird immer besser, je öfter man es trainiert, sagt man. Ich werde mal schauen, ob das stimmt 😉