Am Loch Ness ist man selten allein. Fast alle Touristen, die durch Schottland reisen, kommen zum Loch Ness. Dieser riesige See, der so schmal zwischen den Berghängen ruht und so mysteriös ist, hat wirklich eine ganz besondere Präsenz. Und das sogar auch ohne Monster!

Ich 2008 am Südufer des Loch Ness.

Ich habe den See vom Nord- und Südufer, vom Boot auf dem See und von den Berghängen gesehen. Natürlich sind viele schottische Seen ähnlich pittoresk, aber es gibt nicht überall so eine intensive touristische Infrastruktur, die es einem ermöglicht, sich alles anzuschauen. Warum ist die da? Der Weg in die Highlands führt am Great Glen, in dem Loch Ness liegt, vorbei. Das bringt also schon einmal eine Menge Leute dorthin. Dann endet der Caldonian Canal, auf dem man Schottland per Boot von West nach Ost (oder andersherum) durchqueren kann, direkt im Loch Ness. Hat man Inverness durchquert, ist man nämlich schon in der Nordsee. Ja, und deswegen ist es da immer ziemlich voll.

Naja, und am Loch Ness kommt man nicht am Urquhart Castle vorbei. Von der Grundfläche her ist es eine der größten mittelalterlichen Schlossruinen in Großbritannien. Bei meinem ersten Schottlandbesuch direkt nach dem Abitur hat es mich und meine Reisekumpanin per Zufall hierher verschlagen.

Urquhart Castle, Loch Ness. 20 x 30 cm, Künstleraquarellfarben auf 300 g/m² Feinkorn von Centennaire, 2020. 250 €.

Wir waren allein unterwegs gewesen, nur sie und ich und die Trekkingsrucksäcke, in denen unser gesamtes Hab und Gut für 14 Tage verpackt war. Aufregend! Nach einer Nacht in der Jugendherberge in Edinburgh sind wir mit dem Bus früh am Morgen nach Glencoe Village gefahren. Dort haben wir in einem völlig überteuerten Tante-Emma-Laden ein paar Lebensmittel gekauft. Dann sind wir losgelaufen. Einmal kurz über die Berge und dann einen Schlafplatz finden am Loch Leven, das war unser Plan.

Hach, wie waren wir naiv!

Blick auf die Verbindung zwischen Loch Leven und Loch Linnhe vom Gipfel des Sgorr na Ciche.

Wenige Stunden später haben wir mit völlig moddrigen Beinen und Schuhen unser wackliges Zelt direkt am Ufer von Loch Leven aufgebaut. Man beachte – haben wir aber nicht gemacht – dass Loch Leven eine direkte Verbindung zu Loch Linnhe hat, welches ein sea loch ist. Das heißt, es gibt dort Gezeiten. Das Wasser kam mitten in der Nacht sehr nahe an unser Zelt heran. Die schottischen Minimücken kamen leider noch viel näher heran, und zwar an uns. Meine Kumpanin, die für ihre Coolness bekannt war, ist schon beim Zelterrichten total ausgeflippt. Und im Zelt waren die kleinen Biester dann auch drin.

Loch Ness.

Mit ein paar Zwischenstationen auf der Insel Skye und einigen Abenteuern sind wir schlussendlich in Fort Augustus am Loch Ness auf eine Pfadfindertruppe aus Bonn gestoßen. Mit denen zusammen sind wir nach Drumnachdrochit gefahren, und da ist Urquhart Castle. Tagsüner haben wir die Highland Games angeschaut. Am Abend sind wir im Dunkeln zur Schlossruine gewandert und haben sie uns mit den Jungs angeschaut, oder zumindest das angeschaut, was wir ohne Eintrittskarte sehen konnten. Vermutlich waren wir etwas alkoholisiert 🙂 Das Pub in Drumnadrochit hatte tatsächlich eine Sperrstunde, zu der wir auch im Pub waren. Aber wurden wir herausgeworfen? Mitnichten. Sperrstunde hieß lediglich, dass wir bei heruntergelassenen Rolläden etwas länger im Pub bleiben durften. Brave Caledonia, dear are thy pubs 🙂

Im Prinzip kannte ich das Urquhart Castle also bisher nur im Dunkeln und von unzähligen Straßennamen in Schottland. Nun kenne ich es auch ein bisschen besser aus eigener Anschauung. Und ich konnte mich anhand des Urquhart Castle mal ein wenig mit Spiegelungen im Wasser beschäftigen. Happy days!