Die Temperaturen steigen und es ist langsam Zeit! Packt die Badehose ein…ehm, nein, vielmehr: pack das Draußenmalzeug ein, die Pleinairmal-Saison startet wieder!
Jedes Jahr, wenn die Blättchen sich an den Ästen entfalten und die Krokusse in großen Gruppen unsere Stadtwiesen bedecken, fängt es an, in meinen Adern zu kribbeln. Ich will raus! Die Vögel zwitschern hören, die neuen Farben sehen nach dem langen tristen Winter und wieder mitten im Leben drinnen statt immer nur zu Hause sein. Und ich möchte vor allen Dingen wieder direkt vor meinem Motiv sitzen, es ansehen, die Luft dort vor Ort atmen, den Ort und das Motiv fühlen und dann malen. Vor Ort. Ich weiß bei (fast) jeder Skizze und jedem Bild, das vor Ort entstanden ist, wie ich mich an dem Tag gefühlt habe und was mir durch den Kopf gegangen ist. Ich finde das großartig!
Bei dieser Skizze hier beispielsweise war ich in einer komischen Stimmung. Skizziert habe ich einen Eingang der Fachhochschule Brandenburg. Einerseits war ich an dem Tag erleichtert, weil ich es geschafft hatte mich abzuseilen und bei tollstem Wetter draußen saß und malte. Und ich war auch irgendwie stolz, dass ich dieses Draußenmalen mache, denn es hatte mich Überwindung gekostet. Andererseits erinnere ich mich auch noch genau, dass ich beim Anblick dieses Motivs dachte: WTF? Warum eigentlich diese FH? Was habe ich mit der zu tun? Nur weil die Architektur interessant ist? Das war sie zweifelsohne wirklich, aber das ist sie an so vielen Stellen. Soll ich die dann alle malen? Ja, an dem Tag habe ich das gemacht. 3 Stunden und 3 Skizzen belegen, dass frau tatsächlich ohne Inspiration und Lebensfreude einfach nur Architektur sketchen kann. Schon am selben Tag war ich unzufrieden, und jetzt denke ich auch oft, wenn ich diese Skizzen sehe: Warum?
Die Antwort ist: Weil Pleinairmalen auch etwas mit Mut zu tun hat. Da ist einerseits der Mut, sich zu zeigen mit deiner Kunst, indem du sie draußen auf der Straße unter Menschen ausübst. Und andererseits habe ich das Gefühl, dass gerade die Verknüpfung mit dem Motiv mir so viel abverlangt an emotionaler Beteiligung, dass der Druck dadurch groß wird: Werde ich es hinkriegen? Wird es so aussehen, wie es aussieht? Und noch viel wichtiger: Wird es gut aussehen?
Diesen Druck habe ich bis letztes Jahr stark empfunden. Obwohl ich sehr viel in Skizzenbüchern arbeite, wenn ich draußen male, sollten diese alle sehr gut aussehen. Und ich habe immer gedacht, dass Pleinairmalen die große Schule ist. Wer das schafft, der kann stolz auf sich sein. Denn Pleinairmalen ist was Besonderes und was Schweres.
Ja, und genau deswegen wollte ich das auch können, unter anderem.
Jetzt sag du mir mal: Ist das ein gutes Warum? Ich möchte gern viel draußen malen, weil es so schwer ist? Weil ich dann ganz besonders stolz sein kann auf mich?
Natürlich nicht 🙂 Der einzige gute Grund for anything ist, weil es mir Freude bringt und meine Lebensenergie erhöht.
Dazu und zu anderen Dingen gibt es hier einige Gedanken und Überlegungen. Viel Spaß bei der Folge!
Notizen zur Folge:
- Larry Cannons Aquarelle: https://www.cannonwc.com/works
- Pleinair Podcast: https://www.outdoorpainter.com/podcast/
- Folge 2 des Lichtgeschichten-Malpodcast: Malen als Wellness
- Maike Maroska: https://www.maroska-painting.de/ Maikes letzte Bilder kannst Du im Stimbekhof in der Lüneburger Heide ansehen.
- Hier geht’s zur Seite vom kostenlosen Workshop am 7.4.: https://www.antjegilland.com/aquarell-atelier/kostenlose-online-malworkshops/
Du kannst auf diese Folge nur hier direkt auf der Podcast-Seite mit einem Kommentar antworten. Im dazugehörigen Blogbeitrag geht das auch; ebenso
- in der Facebook-Gruppe „Online Aquarell Atelier“ : https://www.facebook.com/groups/252777022628932
- oder auf meinem Instagram-Account „antjegillandslichtgeschichten“: https://www.instagram.com/antjegillandslichtgeschichten/