Tulpe3

Tulip no. 3. Watercolours on Hahnemühle Leonardo torchon, 600 g/sqm. 24 x 32 cm.

Liebe Mitmalerinnen, ich habe in den letzten Tagen mit verschiedenen Aquarellpapieren/ -kartons gearbeitet und dabei sehr viel gelernt. Papiere sind sehr verschieden, und je nachdem, was man mit ihnen anstellen will, sind sie besser oder weniger gut geeignet. Ich konnte Erfahrung sammeln zu Rubbelkrepp/Maskierfilm (von Schmincke) und Farbverteilqualitäten (falls man das so nennt) und ich schreibe sie hier einfach mal auf.

Ich habe bei meinen Tulpenbildern mehrere Waschungen aufgebracht, bevor ich mich an die Blüten gemacht habe. Wenn man Waschungen benutzt, nässt man das Papier, bringt die Farbe auf und versprüht sie dann mit der Sprühflasche. Anschließend schwenkt man das Blatt hin und her, bis die Farbe aufhört zu verlaufen. Das kreiert tolle weiche Farbverläufe und verhindert die Bildung von Kohlköpfen an Nässeinseln. Es ist eine tierische Sauerei, das sei dazu gesagt – ständig tropft überschüssiges farbiges Wasser vom in der Luft balancierten Blatt – aber wir reden ja von Wasserfarbe, also ist es halb so wild. Nur sollte man sich vorher darauf einstellen 🙂

Während der Waschungen habe ich die Tulpenblüten mit einer kleinen Barriere aus Maskierfilm geschützt; die Farben liefen quasi um die Umrandungen herum. Einmal liefen sie auch herein, weil die Umrisslinie nicht bis zum Blattrand durchgezogen war, sondern kurz davor aufhörte. (Merke: Umrisslinie durchziehen = Schutzwall bauen) Zum Glück passierte das bei einem Blatt; wäre es eine Blüte gewesen, wäre das Bild eigentlich gleich hin gewesen. Die Blätter wurden zum Teil recht labil, weil sie ja komplett nass waren. Der 600g-Karton von Hahnemühle gefiel mir in dieser Phase sehr gut, weil er immer noch stabil war. Das 300g-Papier und das 450er wurden ziemlich durchgeweicht, waren nach dem Trocknen aber wieder stabil.

Als die Papiere trocken waren, musste der Maskierfilm vorsichtig abgerubbelt werden. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: da das Papier so durchnässt wird, geht der Maskierfilm immer eine größere Bindung mit dem Papier ein als bei anderen Aquarelltechniken. So zumindest meine Vermutung, denn bei allen Papieren ist ein Teil des Zellstoffs vom Papier mit abgelöst worden, was ich so eigentlich nicht kenne (und meine Malkolleginnen vom Wochenende auch nicht). Beim 600er war es am schlimmsten, denn es hatte eine raue, weiche Oberfläche. Sehr ärgerlich, denn da, wo das Papier zerstört ist, wird die Farbe später unregelmäßig angenommen, was ein unsauberes Farbergebnis erzeugt. Beim 450er ging das Rubbelkrepp besser ab, und vorerst war das auch mein Favorit.

Dann ging’s ans Malen. Schicht für Schicht habe ich die Blüten aufgebaut. Hierbei war der 600er Karton von Hahnemühle der absolute Favorit. Jede einzelne Schicht blieb beim Wiederanfeuchten für eine neue Schicht haften und die Farbe hat sich prima verteilt. Das 300er Papier von Vanges war auch prima, was das angeht. Ganz furchtbar allerdings ist der 450er-Karton von Hahnemühle Cornwall. Jede Schicht hat sich wieder abgelöst! Also nix mit vorsichtig Lasuren übereinander lagern, auch wenn das Papier schön schwer ist und nicht so weich, dass das Rubbelkrepp die Oberfläche so angreift. Hier musste ich schnell zum Ergebnis kommen, weil das Papier einfach keinen langen Prozess zuließ.

Es ist also wirklich so ein Ding mit den Papieren. Ich würde in Zukunft wohl schon mal wieder einen 600er Aquarellkarton benutzen, aber dann darauf achten, dass die Oberfläche mehr verleimt ist. Dann löst sich vielleicht weniger Zellstoff beim Entfernen des Rubbelkrepps ab. Oder ich würde einfach keine Waschungen vornehmen mit dem Karton, um etwaige Probleme gleich zu verhindern. Das 450er Papier von Hahnemühle kann ich gar nicht empfehlen, weil grundlegende Aquarelltechniken da nur imperfekt funktionieren. Vielleicht geht es als Skizzenblock. Merkwürdiger Weise ist das schnöde 300er Papier von Vanges mein Favorit geblieben.