The caption for this sketch could also be ‚the other watertower‘, for that’s what it is: the watertower on the grounds of the psychiatric hospital here in Luneburg. The smaller buildings are part of the bathhouse complex. During the Second World War, this psychiatric hospital participated in ‚cleansing‘ Northern Germany of people with ‚hereditary defects‘. A particular focus was set on children who were killed by the hundreds and whose bodies were used for medical research. Not everyone who became a victim of this deadly machinery was mentally impaired; back then, poverty and unemployment were considered moral flaws which violated common decency, and alcoholics (and their children) and others who lived under ‚asocial‘ conditions were also always at risk of being brought here. This latter attitude which connects poverty with moral failure still survives to the present day. Memorials such as this one don’t remind us of times, deeds and people who have nothing in common with us; sadly, we carry the seed of violence against our fellow man, woman and child within us. Despite thinking that, it never seems likely to me that this could really be true, especially not when I sit in the sunshine painting away and chatting with the interesting funny folk who walk around there. But let’s not kid ourselves. Light never exists without the darkness that surrounds it.

Eigentlich könnte diese Skizze auch mit ‚der andere Wasserturm‘ betitelt sein, denn das ist er: der Wasserturm auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik und eines der Wahrzeichen der Stadt Lüneburg. Die kleinen angeschlossenen Gebäude gehören zum Badehaus. Architektonisch und historisch ist das ein sehr interessanter komplex, denn hier wird an die Euthanasie-Morde in der PK im Zweiten Weltkrieg erinnert. Von dieser Klinik aus wurden Transporte ‚erbkranker‘ Menschen in Vernichtungslager geschickt, meist mit Umwegen über andere Kliniken, um das zu verschleiern. Aber am bekanntesten ist die PK für die ‚Kinderfachabteilung‘, in der mehrere hundert Kinder in mehreren Schritten untersucht und umgebracht wurden. Geistige oder körperliche Behinderungen waren danei nicht die Hauptursache, warum die Kinder in das Visier der Vernichtungsmaschinerie gekommen sind. Sog. ‚Asoziale‘, also arme, arbeitslose, alkoholabhängige Menschen liefen Gefahr, hierher eingewiesen zu werden, und Kinder, die in staatlicher Fürsorge waren, weil ihre Eltern zu dieser Gruppe gehörten, waren gewissermaßen ‚Zielobjekte‘ für die ‚Kinderfachabteilung‘. Diese Einstellung, dass mit Armen und (Langzeit-)Arbeitslosen fundamental etwas nicht stimmt, hat nicht nur in der DDR überlebt. So denken heute auch noch Viele. Gedenkstätten wie diese machen mir zumindest deswegen immer klar, dass die Täter damals nicht ausschließlich die Anderen waren, sondern dass auch in unserer jetzigen Gesellschaft der Samen der Grausamkeit gegen unsere Mitmenschen ruht – und dass die Saat jederzeit aufgehen kann. Natürlich kann ich mir das selbst schwer vorstellen, vor allem nicht, wenn ich da in der Sonne sitze, diese tollen Gebäude pinsele und eine lustige Unterhaltung über Flaschenfand mit einer vorbeilaufenden Patienten führe. Aber da sollten wir uns nichts vormachen. Lichtgeschichten gibt es nur, weil sie von Schatten umringt sind.

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