Auf einem der Podcasts, die ich höre – ich glaube, es war der (englischsprachige) Plein Air Podcast – habe ich vor kurzem gehört, dass alle Maler, insbesondere auch Landschaftsmaler und -malerinnen, sich wenigstens eine Zeit lang dem Studium der menschlichen Figur widmen sollten. Das schult nämlich einfach das Sehen, was dann auch in Bezug auf Landschaften akkurater wird.

Vor ca. 8 Jahren habe ich mit dem Aktzeichnen angefangen. Ich mache das ziemlich regelmäßig. Am Anfang konnte ich natürlich gar nichts, wusste auch gar nicht, wie ich anfangen sollte. Welcher Strich kommt zuerst? Dann habe ich bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit einen Kurs belegt, um am Ball zu bleiben. Seit über einem Jahr bin ich glücklicher Weise Mitglied in einem Frauenkünstlerkreis. Wir treffen uns einmal im Monat zum Figurenzeichnen. Unsere Modelle sind keine Profimodelle, aber richtig gut. Vor kurzem hat mal Malte für uns gestanden und ich habe meine neuen fetzigen Buntstifte ausprobiert. Das Papier ist leicht beige gewesen.

Häufig zeichne ich auch gleich mit dem Pinsel. Auf Englisch heißt das „direct watercolour“, und das gefällt mir. Die Bilder werden meistens eine Annäherung an das, was ich sehe, und ich muss mich nicht um die Details kümmern, weil für die mein Pinsel zu groß ist – prima!

Das sind alles Bilder von 20-Minuten-Posen. Ich übe manchmal mit einer kostenlosen Online-Plattform (Croquis Café) das schnelle Zeichnen von Figuren, da werden Positionen nur 1-2 Minuten gehalten. Und das kann man auch irgendwann erfassen, also jedenfalls ein bisschen. Zögern geht da natürlich nicht, da zählt der beherzte Strich! Hier zum Beispiel zwei Skizzen von einem Tänzer, der nur kurz innegehalten hat:

20-Minuten-Posen sind voll der Traum, wenn man lange Zeit nur maximal 5 Minuten-Posen hatte.

Aber wie legt man denn nun los beim Zeichnen der menschlichen Figur? Ich kann nur sagen, wie ich das mache, wenn das Modell direkt vor mir sitzt:

  • Ich fange mit der Körperkontur an, und zwar meistens am Kopf. Bevor ich einen Strich setze, überlege ich, wo auf dem Blatt mehr Platz gebraucht wird: rechts oder links, oben oder unten. Dann platziere ich den ersten Strich in der Hoffnung, dass alles passen wird.
  • Ich gehe mit dem Stift oder Pinsel die Außenlinien (Kontur) des Körpers entlang. Zuerst sind meine Linien relativ schwach. Ich kontrolliere ständig, ob die Winkel und Längen ungefähr stimmen. Da ist nichts mit schnell-schnell, um ehrlich zu sein, vor allen Dingen nicht bei den längeren Stellungen.
  • Das wichtigste für mich ist nicht, dass die Figur auf meinem Blatt so aussieht wie die vor mir, sondern a) wie ein Mensch, b) wie ein Mensch in ungefähr der Körperhaltung, die das Modell eingenommen hatte, c) nicht unbedingt mit Fratze im Gesicht.