Oder anders gefragt: warum heißt es „urban sketching“ auf Englisch und nicht einfach Freiluftmalerei mit Aquarell? Zum englischsprachigen Ursprung der Bewegung – denn das ist Urban Sketching – habe ich gestern schon was geschrieben. Heute also das Besondere am Urban Sketching.

Ganz knapp gesagt liegt das in der Schnelligkeit, mit der die Eindrücke auf Papier gebannt werden. Draußen ändern sich die Lichtverhältnisse schnell, und wenn man ein ganz bestimmtes Licht-Schatten-Verhältnis in einer Szene einfangen will, dann muss man in die Puschen kommen. Hier eine Skizze von der Queen of Fast Sketching, wie ich sie nenne, Liz Steel aus Sydney, die nach 5 Minuten am selben Motiv manchmal schon ein bisschen gelangweilt ist:

Die zweite Besonderheit, die sich ein Stück weit aus der ersten ergibt, ist, dass Skizzen in diesem Genre deswegen häufig richtig locker sind. Es geht um Eindrücke, nicht um korrekte Striche. Also meistens geht es um die eben gerade nicht, if you know what I mean 😉 Hier mal ein paar Beispiele aus dem europäischen Raum, die das verdeutlichen:



Damit zusammenhängend ergibt sich ein drittes Spezifikum: Sketcher haben es in der Ausübung ihrer Kunst meistens nicht so bequem. Sie stehen, hocken oder sitzen an Stellen, von wo sie einen guten Blick auf das gewünschte Motiv haben. Und nicht jede/r hat einen Falthocker dabei!
Li Steel beim Skizzieren auf einer Treppenstufe. …und auf dem Rasen. Beide Fotos von hier.
Ich habe fast immer einen Falthocker dabei, muss aber trotzdem zugeben, dass ich es beim Urban Sketching meistens nicht so bequem habe. Und das ist auch o.k. so.
Und die letzte Besonderheit ist die absolut minimale Ausrüstung. Auf diesen beiden Bildern der amerikanischen Sketcherin Monika Arturi sieht man fast alles, was man braucht: Zeichenstift(e), Aquarellfarben, Pinsel mit Wassertank und ein Skizzenbuch oder einen Aquarellblock. Fertig.

Danke fürs Verlinken! Da will ich auch gleich ergänzen, dass das gezeigte Bild nur zu etwa drei Vierteln vor Ort entstanden ist – Struktur und eine erste Farbschicht waren schon da, aber einiges an der Farbigkeit (z.B. das Deckweiß) habe ich zu Hause ergänzt. Ich betone das hier, weil es ja bei einigen Zeichnern die Ansicht gibt, alles müsste 100% vor Ort entstanden sein, sonst wäre es kein Urban Sketching.
Mir kommt es auf die Authentizität an; ich mag auch den Begriff „Gezeichnetes Tagebuch“.
Da bin ich ganz bei Dir! Und mir geht es genauso; die Zahl der Skizzen, die vor Ort komplett vollendet werden, ist auch bei mir nicht so groß. Aber darum geht es mir auch nicht. Hauptsache der Eindruck ist da für mich, für später 🙂
Es gibt halt das Manifest. Ich schreibe es immer dazu, wenn ich es nicht komplett vor Ort gemacht habe. Oder ich nenne es nicht Urban Sketch.
Ja, das stimmt, es gibt das Manifest. Das verlinke ich jetzt noch einmal nachträglich in dem Beitrag. Danke fürs Erinnern! Liebe Grüße aus Lüneburg.