Im letzten Monat habe ich mit den Maler:innen aus der Montagsmalgruppe drei impressionistische Bilder nachgearbeitet, um der Malweise der Impressionisten auf die Spur zu kommen. Die alten Meister zu studieren hat eine lange Tradition, und ich hatte das in der Vergangenheit schon ein paar Mal gemacht (mit Bildern von Alvaro Castagnet). Für die Onlinemalgruppe und mich war das sozusagen als Weiterbildung gedacht. Worum ging es den Impressionisten? Wie haben sie gemalt? Was waren ihre wichtigsten technischen Prinzipien bezüglich Farbe, Schichten usw.?
Das erste Motiv war eine Landschaft von John Singer Sargent. Dieser amerikanische Maler galt nicht als Impressionist, sondern in erster Linie als höfischer Porträtmaler, obgleich er mit den Impressionisten zusammen in ihrer Manier gemalt hat. Sargent ist einer der großen Aquarellmaler, der auch im deutschsprachigen Raum langsam die Aufmerksamkeit bekommt, die seine Bilder verdienen. Es war sehr lohnenswert, dieses Bild nachzuarbeiten. Wie ist er vorgegangen? Für mich als Aquarellmalerin ließ sich die Reihenfolge des Schichtaufbaus relatv leicht nachvollziehen. Was mich überrascht hat, waren die sehr reinen Farben und die Verwendung von Komplementärfarben (in diesem Fall Violett/Blau und Gelb/Orange). Neutrale Farben oder Erdtöne gab es nur wenig bis gar nicht, so dass das Bild am Ende sehr frisch wirkt und die Farben stark leuchten. Das hat mir gut gefallen.
Das zweite Motiv von Monet war ein sehr berühmtes, und zwar das Bild, nach dem die impressionistische Bewegung benannt wurde. Es ist (natürlich) ein Ölbild, so dass ich dieses Mal genau überlegen musste, wie es in Aquarell umzusetzen wäre. Die Verwendung von Blau und Orange als komplementärem Farbschema war wieder sehr interessant; dadurch kommt eine unglaublich große Energie ins Bild. Weil es aber ein Ölbild war, hat es mich nicht so gepackt wie das von Sargent.
Das letzte Motiv in diesem Kurzstudium stammt von Paul Signac. „Die Kiefer von St. Tropez“ ist ein pointillistisch gemaltes Bild, es ist also getupft. Das mit Aquarellfarben umzusetzen, fand ich nicht so schwer. Es gab halt keine Schichten, sondern nur Punkte, die in penibler Kleinarbeit nebeneinander gesetzt werden mussten. Und genau da lag der Hase im Pfeffer: das Nebeneinandersetzen war sehr langwierig. Mit viel Konzentration ist das Bild nur schleppend vorangekommen. Am Anfang war es mir fast zuwider, so zu tüpfeln. Dann bin ich immer vertrauter damit geworden und zum Schluss fand ich wegen des meditativen Effekts es sogar gut!
Seit Generationen studieren Kunststudierende die Bilder der großen Meister, um etwas über deren Vorgehensweisen, Techniken und Farben zu lernen. Unter diesen Gesichtspunkten fand ich das Kurzstudium sehr lehrreich. Es hat mir gezeigt, wie viel Bildwirkung mit reinen Farben, die sich vielleicht sogar komplementär gegenüberstehen, erreicht werden kann. Als Aquarellist fand ich Sargent am beeindruckendsten. Mittlerweile habe ich ein Buch über ihn, so dass ich weitere Studien durchführen kann.