Mein Wort des Jahres 2024 ist ‚Abenteuer‘. Für mich heißt das in erster Linie: Rausgehen und Neues entdecken.

Am Wochenende sind mein Vater, mein Sohn und ich zu einem kleinen Abenteuer aufgebrochen: Wohin führt der Graben, der jetzt unter Wasser steht, und besteht eine Verbindung zu dem See da drüber an der Straße? Das herauszufinden, war unsere Mission. Wir also los: erstmal den Bach überqueren, der wegen des hohen Wasserstandes an der Havel sehr breit geworden war.

Mit einem Baum, den wir drüber gelegt haben, einem langen Ast zum Abstützen im Wasser beim Balancieren und gegenseitiger Hilfe fing der Erkundungsgang richtig gut an. Mein Vater hatte es am schwersten, denn er musste allein rüberbalancieren. Mein Sohn ist sehr abenteuererprobt und ging sofort hinterher, gestützt von Händen auf beiden Seiten. Ich ging als letze mit Hilfe von meinem Papa und dem Stock zum Abstützen im Wasser. Das ging super! Wir hatten quasi schon nach 5 Minuten im Kästchen für ‚Abenteuer erleben‘ ein Häkchen. Ich fühlte mich richtig beflügelt!

Zwanzig Minuten und einiges sorgsames Klettern über umgefallene Bäume und auf hohe Böschungen später stellte sich heraus, dass der Graben und der See in der Ferne wirklich miteinander verbunden sind. Alles stand nahtlos unter Wasser. 

Mein Vater war zufrieden und die Geschichte wäre auch jetzt schon eine schöne und erzählenswerte, finde ich. Aber es wurde noch besser.

An dem Punkt, wo wir nicht mehr weitergehen konnten, entdeckte ich einen Specht. Ich habe ihn zuerst gehört, dann hat es eine Weile gedauert, bis ich ihn gesehen habe – dann hat es wieder eine Weile gedauert, bis ich ihn durchs Fernglas auch gesehen habe. Kennst Du das, die Schwierigkeit des Erspähens von Tieren mit dem Fernglas?

Dann war er auf einmal groß und klar vor meinen Augen. Er war so wunderschön! Am Bürzel ganz rot und auf dem Scheitel auch. Es war wohl ein Mittelspecht, denn der hat im Gegensatz zum Buntspecht viel mehr Rot am Kopf. Ziemlich viel Weiß konnte ich auch sehen und dann noch etwas Schwarz.

Später saß ich am Feuer, ausnahmsweise mal allein und ganz in Ruhe, und da fragte ich mich: war der Specht für mich nicht das Ziel der Wanderung? Hatte ich nicht erst in dem Moment, wo ich ihn gesehen habe, auch dieses Gefühl der Befriedigung, das mein Vater beim Anblick der verbundenen Gewässer hatte? Hatte ich nicht deswegen das (schwere) Fernglas um den Hals hängen? Um einer Tierseele zu begegnen?

Dieser abenteuerliche Ausflug hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht!