Ich habe neulich ein ganz tolles Youtube-Video gesehen, dessen wichtigste Inhalte ich unbedingt mit euch teilen muss. Der indische Aquarellmaler Nitin Singh spricht darin über die fünf Gründe, warum die Aquarellmalerei Leute in die Verzweiflung treiben kann und Viele schlussendlich wieder aufhören, sich mit diesem wunderbaren Medium zu beschäftigen. Ich habe die Gründe aus dem Englischen übertragen und mit eigenen Anmerkungen ergänzt. Für Hobbymaler, die in der Aquarellmalerei einen schönen Zeitvertreib sehen, mag einiges von dem ein wenig zu ernsthaft sein, aber meines Erachtens verstecken sich in diesen 5 Gründen für das Scheitern am Aquarell auch die Hindernisse, mit denen sich Freizeitmaler irgendwann einmal konfrontieren müssen. Dass niemand dabei allein ist, sondern alle Aquarellenthusiasten dieselben Probleme haben, eint uns alle! Das heißt, derjenige, der so tut, als wäre ihm das Aquarellmalen in den Schoß gefallen, mag nur nicht zugeben, dass es am Anfang für ihn auch schwer war.

Hier also ohne weitere Vorrede zu den fünf häufigsten Gründen, warum manche das Aquarell Aquarell sein lassen.

  1. Man verliert das Interesse an der Aquarellmalerei. Nach einigen Wochen stellt man fest, dass Aquarellfarben gar nicht so leicht zu handhaben sind. Sie trocknen heller auf, als man sie aufgetragen hat. Sie bilden merkwürdige Auswüchse, wenn man zuviel Wasser nimmt. Sie machen im Wesentlichen, was sie wollen. Es wird einem also nach Kurzem klar, dass man sich ganz schön reinknien müsste, um besser zu werden. Statt das zu tun, wechselt man zu einem anderen Medium wie z.B. Öl oder Acryl, die beide viel, viel einfacher sind als Aquarell (die aber auch ’studiert‘ werden wollen, wenn man sie auf einem guten Niveau beherrschen möchte).
  2. Farbmischprobe

    Übung macht den Meister, aber die Mühe, die zur Meisterschaft im Aquarell dazugehört, macht sich nicht jeder. Wenn man wirklich besser werden will bei diesem schwierigen Medium, muss man sich mit den Farben, Papieren und Techniken kontinuierlich beschäftigen. Ich würde wirklich tägliches Malen empfehlen – nicht unbedingt 1 oder 2 Stunden, aber vielleicht 20 oder 30 Minuten. Herumspielen mit den Farben und gucken, wie sie sich mischen lassen, ist zum Beispiel schon echt sinnvoll und macht sogar Spaß. Fortschritte können gar nicht ausbleiben, wenn man jeden Tag seine Fähigkeiten schult. Ohne ein bisschen Anstrengung bleibt die Aquarellmalerei ein Buch mit sieben Siegeln. So ist das leider.

  3. Wer nicht zeichnen kann, wird auch mit der Aquarellmalerei nicht weit kommen. Um das darstellen zu können, was man vor seinem inneren Auge sieht, muss man relativ gut zeichnen können. Das kann man lernen, indem man es regelmäßig tut. Zeichnen lernen ist sogar noch einfacher als Aquarellmalen lernen! Alles, was man dafür braucht, ist ein kleines Skizzenbuch und einen Bleistift. Beides kann bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Einsatz kommen. Herumstehen und warten gehören der Vergangenheit an, wenn man Gelegenheiten zum Zeichnen im Alltag nutzt. Fotovorlagen sind zwar ok, aber besser ist es, direkt vor dem Motiv zu zeichnen, weil man dann lernt, von 3D auf 2D zu übertragen. Nach nur wenigen Wochen, in denen man ab und an 15 Minuten pro Tag zeichnet, sollte sich die Hand-Auge-Koordination verbessert haben. Echt, das geht relativ schnell!
  4. Ein bisschen Enttäuschung über misslungene Bilder gehört dazu, aber davon sollte man sich nicht entmutigen lassen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Klar ist es für Erwachsene nicht mehr so einfach wie für Kinder sich damit anzufreunden, dass sie etwas noch nicht gut können. Aber das ist alles eine Frage der Zeit und der Mühe, die man sich macht, um besser zu werden. Auch, wenn man nicht so richtig motiviert ist, sollte man sich so oft wie möglich zum Malen hinsetzen. Denn wer täglich zeichnet und malt, wird in der Summe mehr Bilder produzieren, die eigentlich ok sind. Fehlschläge werden auch dabei sein, aber die wiegen dann nicht so schwer. Wichtig ist es, Tiefpunkte zu überwinden und sich nicht vollkommen von der Aquarellmalerei abbringen zu lassen. Einfach weitermachen. Immerhin ist Malen meistens entspannend; das ist doch schon was!
  5. Sich häufig mit anderen Aquarellmalern zu vergleichen, unterminiert das Vertrauen in die eigenen mühsam erworbenen Fähigkeiten. Klar gibt es immer jemanden, der die Techniken, mit denen man selbst nicht voran kommt, schon beherrscht. Darüber könnte man traurig sein und sich wertlos fühlen. Aber gerade unter Aquarellmalern ist ja bekannt, dass das Medium hart erarbeitet werden muss. Geringer geachtet wird man nicht von MalkollegInnen, weil man noch am Lernen ist, oder zumindest ist mir das noch nie untergekommen. Und sich selbst sollte man an dieser Stelle nicht so arg unter Druck setzen. Dass jemand anderes (schon) so richtig gut ist, kann einen auch anspornen, indem man sich sagt: „Hey, wenn der das kann, das heißt doch, dass man es lernen kann! Bald kann ich es auch!“ Das stimmt auch! Vergleichen sollte man sich allerhöchstens mit sich selbst (z.B. ‚meine Bilder vor 2 Jahren im Vergleich zu den heutigen‘ oder so), und dann wird man eigentlich immer sehen, dass man schon viel gelernt hat. Interessant ist es auch zu sehen, wie sich ein eigener Stil ausprägt. Letztlich ist jede Aquarellmalerin ganz einzigartig in ihrer Art und Weise, wie sie die Techniken zur Anwendung bringt. Seine eigene Stimme in der Malerei zu finden ist eine ganz spannende Sache!

Meine Empfehlung lautet: Gebt nicht auf, wenn es schwer wird! Bleibt bei der Aquarellmalerei, es wird immer schöner! Kein anderes Medium ist so super reisekompatibel wie das Aquarell; die Arbeiten sind sehr schnell trocken; sie sind relativ schnell erstellt; man kann also eigentlich in kurzer Zeit viel lernen. Und die Farben leuchten so wunderbar! Lasst euch dieses tolle Medium nicht aufgrund einiger Hürden durch die Lappen gehen 🙂

„Hey, wenn der diese Technik beherrscht, dann heißt das doch, dass man das lernen kann! Bald kann ich es auch!“

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