Ich erwähne in diesem Beitrag Herstellernamen, verstehe ihn aber trotzdem nicht als Werbung. Da Farbnamen nicht geschützt sind, ist es wichtig, die Hersteller zu benennen, damit klar ist, welche Farben ich meine. Gekauft habe ich alle Tuben selbst.

Ich habe den Titel für diesen Beitrag mit Bedacht gewählt. „Wie kann ich am besten verdeutlichen, dass eine reduzierte Palette, also eine kleine Farbauswahl in meinem Kasten, große Vorteile mit sich bringt?“ – das war meine Leitfrage. Und der Vorteil ist bei wenigen Farben genau derselbe wie bei wenigen Freunden: die paar Freunde, die ich habe, kenne ich richtig gut, mag ich sehr gerne und das allerwichtigste, ich kann mich auf sie 100%-ig verlassen. Auf Farben übertragen heißt das: ich weiß, wie die Farben im reinen Zustand mit viel oder wenig Wasser aussehen, wie ich sie in Schichten benutzen kann und wie sich alles untereinander mischt, und insofern ich mein Wissen über das, was die Farben leisten können, ernst nehme, kann ich mich auf sie verlassen. In meinem Minikasten kenne ich mich also mit 12 Farben ziemlich gut aus. Gut, hätte ich nur so wenige Farben, wie ich Freunde habe… dann wäre ich noch gewiefter beim Farbenmischen! Denn je nachdem, welche Farben ich benutze, kriege ich eine eher große Bandbreite an Mischungen hin oder eher eine kleine, eher trübe Zwischentöne oder eher leuchtende.

Zu meinen wenigen Freunden kommt selten jemand Neues hinzu; mit Kind und der Zeit, die ich für die Kunst brauche, ergibt sich da einfach selten was (was ich sehr entspannt sehe). Hält die Metapher im Titel auch in der Hinsicht bei Farben? Eigentlich ja. Ich tue mich relativ schwer damit, neue Farben in mein Sortiment aufzunehmen. (Einschub: Vor zwei Jahren kam Potters Pink von Schmincke dazu, was mir gar nicht schwer fiel. Es gibt einfach keinen vergleichbaren Erdton und so oft benutze ich es auch wieder nicht. Aber ohne will ich auch nicht mehr sein, deswegen ist es sogar in meinem Minikasten.) Letzten Winter wurde mir dann klar, dass einige meiner Farben deckend oder halbdeckend sind, obwohl es transparente Varianten gibt, die für meinen lasierenden Malstil besser wären. Mein Ockergelb habe ich ohne großes Zögern ausgetauscht – erstaunlich eigentlich!, aber dem ging eine lange Recherche auf verschiedenen Webseiten voraus, worauf dann eine gewisse Müdigkeit folgte. Ich wollte endlich durch sein mit dem Thema und habe einfach das halblasierende Goldocker I von Mijello genommen. Dann fiel mir auf, dass ich kein transparentes Rot habe und mich von meinem Kadmiumrot trennen sollte, wenn ich lieber ein transparentes hätte. Und seitdem tanze ich um verschiedene Varianten rum, gucke mir Farbkarten an und überlege hin und her. Im März, zeitgleich mit dem Goldocker, habe ich mir dann ein neues transparentes (oder auch lasierendes) Rot bestellt – das lag dann aber ewig in meinem Vorratskasten rum und wurde nicht benutzt. (Ich komme gleich zu dem Rot.) Hab mich nicht getraut. Dann lieber doch das eine lasierende Rot ausprobieren, das ich in besagtem Kasten zu meiner Überraschung schon hatte, und zwar Krapplack rosa von Schmincke. Das ist gerade immer noch in Erprobung in meinem großen Malkasten, wohingegen das andere neue Rot es schon in meinen Minikasten für draußen geschafft hat.

Und so sehen sie aus:

So mischen sie sich in einer Matrix mit Goldocker I von Mijello und Ultramarinblau von Schmincke:

Unten in der Mitte ist Krapplack rosa, links außen Goldocker, rechts außen Ultramarin.
Unten in der Mitte Rubinrot, links Goldocker, rechts Ultramarinblau.

Diese Mischtabellen fangen in der untersten Zeile an. Im ersten Schritt addiere ich zu einer reinen Farbe immer ein wenig mehr von der zweiten Farbe. Das zweite Feld von links unten enthält also z.B. Goldocker und ein bisschen Rot, das dritte Feld etwas mehr Rot usw. bis zum reinen Rot. Von da gehts dann weiter mit dem Zugeben von Blau bis zum reinen Blau. Nach oben hin kommt zu jeder individuellen Mischung nur Wasser dazu, d.h. ich tauche meinen Pinsel für jedes Mischfeld kurz mit der Spitze ins Wasserglas, das ergibt mit der Restfarbe im Pinsel meistens die richtige wässrige Mischung, dann setze ich die in das Mischfeld und tauche die Spitze wieder ein für die nächste hellere (= wässrigere) Mischung.

Das Gegenüberstellen dieser zwei Mischtabellen sollte nun Schlüsse zulassen: Welche Farbe ist besser? Mir geht es nämlich darum, so wenige Farben wie möglich in meinem Kasten zu haben, die aber sehr gut zu kennen. Mein Fazit lautet also:

1. Umgehen mit den Farben: Zum Einen habe ich beim Mischen festgestellt, dass zwar beide Farben als lasierend ausgewiesen sind, Krapplack rosa aber relativ schwach (pigmentiert?) ist. Beim Rubinrot hingegen muss ich aufgrund seiner cremigen Konsistenz aufpassen, nicht immer gleich zuviel Farbe auf den Pinsel zu laden. 2. Farbmischungen: Beide Rottöne sind eher im kühlen Farbspektrum angesiedelt. Auffällig ist, dass ich mit Krapplack rosa sehr schöne leuchtende Violettöne mischen kann, mit Rubinrot aber nicht, da es doch ein wenig mehr ins Gelbe geht. Da werden die Violettöne stumpfer. Die Abmischungen von Goldocker hin zum jeweiligen Rot gefallen mir bei beiden sehr.

Für mich hat Krapplack rosa überraschend gut abgeschnitten. Es ergeben sich nämlich auch gute Graumischungen in der Trias, die ich jeweils benutzt habe, aber dazu später mehr. Dass es so schwach auf der Brust ist, macht es aber etwas mühsam für draußen, weil ich mich echt bemühen muss, richtig viel Pigment auf den Pinsel zu kriegen. Das super cremige Rubinrot hingegen ist eher zu kräftig und ich muss aufpassen, nicht alle Mischungen sofort in ein Rot zu verwandeln. Hm. Ich kann mich noch nicht entscheiden, welches Rot ich behalten und welches ich wieder aufgeben soll. Muss mich wohl mit beiden weiterhin einmalen. Fest steht aber, dass ich in meinem großen Kasten, der noch 8 Farben mehr enthält als der kleine, eigentlich kein Kadmiumrot mehr brauche. Derzeit ist es noch drin, damit ich mal ein Signalrot habe, falls ich eins brauche, aber dazu würde sich jetzt das Rubinrot auch eignen, denke ich.

Übrigens, bei Freunden würde ich so einen Test mit Gegenüberstellen und „wer schneidet warum besser ab“ natürlich nie machen; an der Stelle hinkt die Metapher gewaltig 😉

Mich würde mal interessieren, ob ihr neue Farben auch erst einmal durch Mischtests kennenlernt, also gern einen Kommentar dazu hinterlassen, oder auch zu was anderem!