Im letzten Beitrag ging es um Farben, ganz speziell um Rottöne. Ich habe vor kurzem nämlich einen neuen Rotton in meine Palette aufgenommen – und mittlerweile auch schon eine ganz leckeres rotlastiges Bild damit gemalt, hach, das war so toll! – obwohl ich mich mit Veränderungen in meiner Farbauswahl schwer tue. Am liebsten male ich mit nur wenigen Farben, die ich sehr gut kenne. Das bedeutet einerseits, dass ich insgesamt nur eine relativ kleine Farbauswahl habe; ich komme insgesamt auf max. 24 verschiedene Tuben in meiner Materialkiste. Andererseits heißt es aber auch, dass ich gern mit nur wenigen Farben pro Bild male – Stichwort „reduzierte Palette“. (Im Oktober 2017 habe ich vier verschiedene Dreier-Kombinationen von Farben ausprobiert und dann drüber geschrieben, einfach mal gucken gehen.)

Warum schränke ich mich bewusst so ein? Der wichtigste Grund ist die Farbharmonie: wenn alle Farbtöne im Bild aus nur drei Farben und bestenfalls auch nur aus drei Pigmenten gemischt sind, hängt jede Stelle im Bild mit jeder anderen irgendwie zusammen. Was jede einzelne Farbe in den Zwischenstufen leistet, ist auch einfach der Wahnsinn. Das wird mir immer erst klar, wenn ich eben nur mit drei Farben male. Und die Grautöne erst, die werden so richtig schön weich und sensibel und einfach nur passend mit dem großen Ganzen. Seufz – es ist einfach nur schön (und harmonisch)! Man könnte jetzt denken, dass das alles natürlich auch einfach mal richtig langweilig ist. Drei Farben, that’s it? Wo ist da der Pepp? Naja, sieh selber. Sehen diese Rosen pepplos aus?

Nachbars Rosen. 2019. 30 x 40 cm auf Centennaire Feinkorn.

Bei diesem Bild kamen nur drei Farben zum Einsatz:

Ultramarinblau (Schmincke)
Zitronengelb (Sennelier)
Magenta (Schmincke)

Strahlen die Rosen nicht wunderbar? Ich war selbst überrascht und will das Bild oder zumindest seine Farbwirkung mal aufschlüsseln, einfach um ein bisschen Einsicht zu geben in den ganzen Zusammenhang zwischen reduzierter Palette und Bildgestaltung.

Die Rosen strahlen aus zwei Gründen. Der „absolute“ Grund ist, dass in ihnen hauptsächlich Magenta und Zitronengelb verarbeitet sind, also ziemlich helle reine Farbtöne, die größtenteils transparent aufgetragen sind. Da muss es einfach leuchten. Aber dazu kommt noch der „relative“ Grund: im Hintergrund ist es etwas dunkler. Noch dazu sind dort alle drei Primärfarben verarbeitet, und wenn man das tut, dann entstehen immer gebrochene Farbtöne. Diese sanften, gedämpften Töne bilden einen Farbkontrast und verstärken das Leuchten der anderen sozusagen. Deswegen: wenn es leuchten soll, immer die Farben sauber halten und auf gar keinen Fall Rot, Gelb und Blau mischen. Das wird nix.

Hier eine kleine Auswahl der farbigen Grautöne im Hintergrund:

Bei dem unteren Bild siehst Du, wie die Rottöne absacken ins Violette und dann in ein rotstichiges Grau. Andere Grautöne kippen mal ins Gelbliche, mal ins Grünliche oder ins Blaue. Deswegen nennt man Grautöne, die aus drei Farben gemischt sind, auch „farbige Graus“. Je nach Farben und Papierbeschaffenheit fallen die Mischungen auf dem Blatt manchmal wieder etwas auseinander, so dass man dann ein zart meliertes Gemisch aus Primärfarben auf dem Blatt hat, und das finde ich besonders zauberhaft. Für solche subtilen Übergänge lebe ich! Dafür sind Aquarellfarben ja geradezu prädestiniert! Vorherbestimmt, liebe Malerinnen und Maler, das heißt die wollen das so! 🙂 Und es wird auch einfach immer was. Wobei ich sagen muss – die Farbkombination, die ich bei diesem Bild gewählt habe, ist auch der totale Kracher. Also mit den drei Farben allein komme ich schon super weit. Ich habe zumindest bei dieser Art der Farbzusammenstellung auch nie das Gefühl, ich hätte mich zu sehr eingeschränkt, denn ich kann ja echt sehr viele leuchtende Farben ermischen. Wenn der Rotton ein Erdton ist, bspw. Sienna gebrannt, ist das natürlich schon ein bisschen was anderes.

Wenn Du das interessant findest, dann probier es einfach mal aus! Geeignete Rottöne sind alle Krapplack-Varianten und wahrscheinlich auch alle Chinacridon-Rottöne, die sind meistens lasierend bis halblasierend; eigentlich alle reinen Gelbtöne (bei deckenden Gelbtönen sparsam sein); Kobaltblau, Cyan oder Bergblau. Oder auch andere Kombis – gern Bescheid sagen, wenn Deine Lieblingskombi nicht dabei ist!