Guten Morgen! Ich hoffe, Du hast einen schönen Montagmorgen. Ich starte in diese Woche etwas nachdenklich, aber beschwingt, und zwar in Bezug auf das Draußenmalen.

Du hast es vielleicht schon einmal gehört: ich male wahnsinnig gern en plein air, also draußen an der frischen Luft. Ist so. Und ich überlege immer wieder, wie ich das Schöne und Besondere daran Anderen näher bringen kann.

Und heute fiel mir was dazu ein. Ich war mit meinem Lütten unterwegs spazieren. Wir kamen eigentlich sehr zügig voran, wenn man bedenkt, dass er erst zwei ist und ständig stehenbleibt. Heute aber nicht (kann an dem Franzbrötchen vorher gelegen haben.) Er rannte und rannte und lief und lief.

Bis er dann an eine besonders interessante Stelle am Wegesrand kam. Da hielt er an. Es gab dort nämlich einen Hundehaufen zu sehen, etwas frischen Sand, darin eine Kuhle mit Kieselsteinen und gaaaanz viele Blätter.

Was sich dann entspann, kennen alle Eltern: er trug die Steinchen von A nach B, die Blätter auch, und guckte immer sehr interessiert zum Hundehaufen. Er gestaltete alles ein wenig um. Es sah anstrengend aus, obgleich sich das Erscheinen der Stelle für mich Außenstehende nicht veränderte.

Und er wollte nicht weitergehen.

Obwohl entlang des Weges noch Stöcke und andere tolle Dinge zu finden waren, hatte er seinen Flecken gefunden und wollte da bleiben. Er war für ihn bedeutsam geworden.

Was für Eltern an der Stelle so nervig sein kann, ließ bei mir auf einmal die Denkmaschine anspringen. Ja, er hatte sich seine eigene kleine Spielwelt gebaut! Und wie? Indem er an einer Stelle gespielt und Zeit verbracht hatte. Dadurch fing sie an, ihm etwas zu bedeuten. Alle anderen Stellen mit Steinchen, Blättern und Stöcken waren ihm egal.

Er hat sich durch sein Tun Bedeutung geschaffen, wo vorher keine war.

Und genau das tun Pleinairmaler auch, also zumindest für sich! Das Motiv – klar, das hat seine Formen und Farben und haste nicht gesehen. Aber die Stelle, an der Du stehst um zu malen – oder besser: die Stellen, an denen ich beim Malen stehe, die gehören dann für immer zu meiner Welt dazu. Das sind meine Stellen.

Durch das Tun, in dem Fall das Malen, schaffe ich mir jedes Mal eine neue kleine Welt, eine, in der ich mir vorstellen kann, eine Feuerstelle aufzubauen und ein Zelt aufzuschlagen. Kennst Du dieses Gefühl noch aus Deiner Kindheit? Dieses „hier könnte ich immer bleiben“-Gefühl inmitten von Gräsern und Ästen? Genau, das kriege ich dann immer, zumindest wenn ich draußen auf dem Land male.

Und das hält echt lange vor. Neulich fuhr ich eine Strecke über Land, die ich seit vier Jahren nicht gefahren bin. Und da waren zwei meiner Stellen, an denen ich gemalt hatte, damals noch in Öl. Zwei kleine Zuhause-Flecken. Ich kann mich noch ganz genau an das Licht, den Untergrund, die Böschung voller Blätter und Stöcke und meine Gefühle damals erinnern. Daran, wie mir auf dem Hügel der Wind die Haare zerzaust und meine Staffelei fast umgepustet hat.

Windige Ecke mit Blick zur B4.

Draußenmalen erschließt der Malerin Welten!