Das wurde ich letzte Woche von einer Teilnehmerin in der Online SCHOTTLAND-MALREISE gefragt. Weil sich das nicht so schnell beantworten lässt, habe ich ein paar Tage drüber nachgedacht und dann eine Podcastfolge eingesprochen. Die findest Du hier.

Gleich vorweg: ein bisschen Planen ist beim Aquarell immer notwendig, weil Du Deine hellen Stellen nicht zumalen möchtest. Aber Du musst nicht bei jeder Malsitzung diese Schritte durchführen. Ich male auch manchmal nur zum Spaß, und dann mache ich das auch nicht 🙂

Aber wenn Du vorankommen willst mit einem bestimmten Motiv oder Thema, sagen wir mit dem Thema „Spiegelung“ oder „Farbe“, dann empfehle ich Dir, eine Methode zu entwickeln und diese dann immer anzuwenden.

Meine Methode besteht aus zwei Schritten.

Antjes Zwei-Schritt-Methode zur Vorbereitung auf ein Gemälde

Schritt 1: Das Motiv studieren

  • Frage Dich: Was gefällt mir daran besonders? Welche Stelle ist am schönsten? Mache diese zu dem zentralen Punkt, der die Blicke auf sich ziehen soll. Wichtig: Es sollte wirklich nur einen solchen Blickfang geben.
  • Nächste Frage: Was gefällt mir gar nicht und was würde ich gern weglassen?
  • Wo ist es hell im Motiv und wo dunkel? Um den zentralen Punkt herum ist der Hell-Dunkel-Kontrast meistens am größten.

Wenn Du das Bild als Ausdruck auf Papier vor Dir hast, kannst Du Dir den zentralen Bereich markieren.

Schritt 2: Das Bild planen

  • Frage Dich: Kann ich das Format so übernehmen oder möchte ich es verändern? Mache wenigstens zwei Miniskizzen (ca. 3 x 4 cm) in verschiedenen Formaten um herauszufinden, welches am besten passt.
  • Weiter geht’s mit der Frage: Kann ich den Bildausschnitt so übernehmen oder möchte ich ihn verändern? (2 Miniskizzen; die lassen sich mit den Formatskizzen kombinieren)
  • Wie sieht es mit den Farben aus: möchtest Du sie so übernehmen, wie Du sie siehst oder möchtest Du sie aus irgendwelchen Gründen verändern? Wenn letzteres, wo und wie möchtest Du sie verändern? (2 kleine Farbentwürfe)

Zur Illustration des Gesagten teile ich mit Dir jetzt ein Motiv, das ich gestern Abend mit der Online-Malgruppe angefangen habe. Es handelt sich um eine Reihe Schnittlauchblüten vor grünem Hintergrund.

Danke an Barbara Winter, die diese Motiv zur Verfügung gestellt hat.

Schritt 1

Was gefällt mir an dem Motiv besonders? Die Farben und die Formen. Mir war gleich klar, dass die große Blüte vorne unten im Mittelpunkt sein soll. Das heißt, diese Blüte arbeite ich genau aus, die anderen nicht so.
Was soll wegbleiben? Mir war auch schnell klar, dass ich die Biene auf der zentralen Blüte nicht mitmalen wollte. Um ehrlich zu sein, habe ich sie gar nicht sofort entdeckt und mich in das Motiv quasi ohne Biene verliebt. Als ich sie dann gesehen habe, fand ich sie störend.
Wo ist es hell, wo ist es dunkel? Hell sind die Blüten vor allem oben und links (das Licht kommt von links); dunkel ist es eigentlich nur rechts oben im Hintergrund. Ich muss bei der Umsetzung drauf achten, dass um meine zentrale Blüte herum genau da etwas Dunkelheit herrscht, wo sie hell ist. Durch diesen Effekt erscheint sie dann noch heller und alle gucken sie begeistert an 🙂

Schritt 2

Wie sieht es mit dem Format aus: kann ich das so übernehmen? Als Antwort dazu sind hier meine Skizzen. Ich habe mich für das quadratische Format entschieden. Das rechteckige, das der Vorlage mehr entsprochen hätte, war mir zu luftig. Da war so viel leerer Raum rechts oben. Das kann natürlich auch gut sein als Gegensatz zu den vielen Blüten und Grüntönen. Vielleicht probiere ich das in der zweiten Version.

Kann ich den Bildausschnitt so übernehmen oder muss ich ihn verändern? Mein zentraler Blickfang ist im Original viel zu dicht an der unteren Bildkante. Um ihn ein wenig höher zu rücken, musste ich mein Motiv nach unten hin verlängern.
Wie sieht es mit den Farben aus – wo übernehme ich sie und wo verändere ich sie? Die Blütenfarbe will ich natürlich so übernehmen. Um herauszufinden, wie genau sie anzumischen ist, habe ich zwei Farbmischtests gemacht, einen mit Opernrosa und Lavendel und einen mit Magenta und Lavendel. Letztere Mischung erschien mir tragfähiger.

Mit ein bisschen Phantasie habe ich den Hintergrund diagonal als farblich zweigeteilt gesehen: links oben als neutraler und dunkler, rechts unten eher als gelbgrün und heller. So habe ich das jetzt auch angelegt.

Barbaras Schnittlauchblumen. (Zwischenstand)

So, ich hoffe, Du findest das hilfreich! Danke, dass Du bis hier unten weitergelesen hast 🙂