Die Temperaturen steigen und es ist langsam Zeit! Packt die Badehose ein…ehm, nein, vielmehr: pack das Draußenmalzeug ein, die Pleinairmal-Saison startet wieder! Deswegen geht es in der neuen Podcastfolge um ein paar Gründe zum Pleinairmalen und ein paar Methoden und Herangehensweisen. Viel Spaß damit! Hier ist eine kleine Zusammenfassung der Podcastfolge.

Jedes Jahr, wenn die Blättchen sich an den Ästen ausrollern und die Krokusse in großen Gruppen unsere Stadtwiesen bedecken, fängt es an, in meinen Adern zu kribbeln. Ich will raus! Die Vögel zwitschern hören, die neuen Farben sehen nach dem langen tristen Winter und wieder mitten im Leben drinnen statt immer nur zu Hause sein. Und ich möchte vor allen Dingen wieder direkt vor meinem Motiv sitzen, es ansehen, die Luft dort vor Ort atmen, den Ort und das Motiv fühlen und dann malen. Vor Ort.

Damit habe ich schon zwei wichtige gute Gründe fürs Pleinairmalen genannt: Draußensein und Verschmelzen mit dem Motiv. Jede Gefühlsregung, jeder Gedanke, der mir während des Malens vor Ort kam, an alles erinnere ich mich sofort wieder, wenn ich meine vor Ort entstandenen Bilder sehe.

Erstaunlich ist trotzdem, dass ich eigentlich nie so viel draußen gemalt habe, wie ich wollte. Mich hat es immer etwas Überwindung gekostet, in die Gänge zu kommen. Warum eigentlich? Weil Pleinairmalen auch etwas mit Mut zu tun hat. Da ist einerseits der Mut, sich zu zeigen mit deiner Kunst, indem du sie draußen auf der Straße unter Menschen ausübst. Und andererseits habe ich das Gefühl, dass gerade die Verknüpfung mit dem Motiv mir so viel abverlangt an emotionaler Beteiligung, dass der Druck dadurch groß wird: Werde ich es hinkriegen? Wird es so aussehen, wie es aussieht? Und noch viel wichtiger: Wird es gut aussehen?

Diesen Druck habe ich bis letztes Jahr stark empfunden. Obwohl ich sehr viel in Skizzenbüchern arbeite, wenn ich draußen male, sollten diese alle sehr gut aussehen. Also nix da mit „spiele einfach mal herum in deinen Skizzenbüchern“, so wie ich es in der letzten Podcastfolge zu Skizzenbüchern gesagt habe. Praktiziert habe ich selbst das größtenteils nicht.

Ein Grund dafür ist, dass Ich immer gedacht habe, dass Pleinairmalen die ganz große Schule ist. Wer das schafft, der kann stolz auf sich sein. Denn Pleinairmalen ist was Besonderes und was Schweres.

Und genau deswegen wollte ich das auch können, unter anderem.

Jetzt sag Du mir mal: Ist das ein gutes Warum? Ich möchte gern viel draußen malen, weil es so schwer ist? Weil ich dann ganz besonders stolz sein kann auf mich?

Ich ärgere mich jetzt schon wieder. Immer diese Erwartungshaltung! Und dass ich mir tatsächlich immer solche Aufgaben gestellt habe, die mich unter Druck gesetzt haben. Das Ergebnis davon war, dass ich eben nur selten draußen gemalt habe. Ich wollte mir zwar etwas beweisen, aber wohlfühlen wollte ich mich auch. 🙂 Trick 17 mit Selbstüberlistung 😉

Dabei ist Pleinairmalen so eine schöne Sache! Wenn Du noch nie draußen gemalt hast, dann kann ich Dich nur ermutigen. Finde heraus, ob es Dir Freude macht, an Deinem Lieblingsplatz zu sitzen und ihn zu malen. Und dann machst Du es einfach, denn der beste Grund zum Pleinairmalen ist: weil es Spaß macht und Freude bringt.

Die Freude beim Pleinairmalen ist dabei ein wenig anders als sonst. Du stellst dich ja komplett auch ein Motiv ein und arbeitest relativ konzentriert, oder zumindest ist das eine Herangehensweise. Das kann dazu führen, dass Du wirklich in Deine eigene Welt abtauchst. Alles, was Malen als Wellness ausmacht (siehe Folge 2), kommt dann doppelt und dreifach zu Dir. Herrlich!

Eine andere Herangehensweise ist es, schnell viele Details festzuhalten. Stell Dir vor, Du bist ein visueller Staubsauger und Du saugst alle Eindrücke um dich herum auf und ins Skizzenbuch hinein. Für gute Zeichner kann das echt Spaß machen. Du kannst zum Beispiel ein Zeichenheft oder ein paar Blätter Aquarellpapier, die so gefaltet sind, dass du ca. 20 oder 30 Seiten hast, als Projekt für einen Tag nehmen. Und dann gehst Du irgendwohin, wo Du Dich schon immer mal umgucken wolltest, und füllst alle Seiten. Das dauert eine Weile und kann auch erschöpfen. Aber Du füllst Dich eben schnell mit Inspiration. Die köchelt in Dir eine Weile herum und findet dann Niederschlag in Deinen neuen Arbeiten.

Und dann ist da noch ein dritter Zugang: Du malst und spielst zugleich. Eine liebe Freundin von mir, die Künstlerin Maike Maroska, macht das so. Letzten Sommer habe ich ihr gegenüber mal angemerkt, dass ich ja nie so viel draußen male, wie ich eigentlich möchte oder wollen soll. Sie meinte daraufhin, dass sie sowieso nicht versteht, warum ich all diese Mühen auf mich nehme und immer direkt vor dem Motiv male. (An dieser Stelle war ich schon sprachlos: Wie, da gibt es Künstlerinnen da draußen, die Pleinairmalen nicht als das totale Nonplusultra empfinden? Das geht doch gar nicht! dachte ich ganz empört bei mir.) Warum ist das so stressig? Weil das Motiv einen erschlägt mit seinem Realismus, also mit seinen Details, seinen Farben und all dem, was sein In-der-Welt-Sein ausmacht. Wer kriegt denn schon direkt vor dem Motiv eine gelungene neue Interpretation hin? Maike macht draußen deswegen schnelle Skizzen und Fotos und spielt zu Hause mit den Motiven herum. Die Untergründe, also die verschiedenen Papiere, werden aufbereitet, und diverse flüssige Farben, Tuschen und Stifte kommen zum Einsatz. Das Ergebnis sind Arbeiten, die all das an Gefühl enthalten, das sie vor Ort empfunden hat, die aber auch farbig und technisch frei und locker sind. Das Erlebnis en plein air war darauf quasi Anregung und Auslöser, aber mehr auch nicht.

Und das bringt mich zurück zu dem, worüber wir letzte Woche gesprochen haben. Du kannst draußen mit dem Skizzenbuch unterwegs sein und deine Eindrücke dann an deinen Malplatz nach drinnen bringen. So können die Skizzen gut in Deinem Prozess integriert werden. Ich habe bis zum letzten Jahr hingegen immer meinen Malplatz komplett nach draußen verlagert. Dieses Jahr will ich erst einmal herausfinden, was mein wirkliches Warum fürs Draußenmalen ist. Mal sehen, was das dann für meinen Malplatz bedeutet!

So, dann schließe ich heute mal mit den Worten, die der Host des Pleinair Podcast Eric Rhoads immer benutzt: It’s a fabulous world out there, go paint it 😊