Ich habe diese Woche ein wenig zu Rottönen im Aquarell recherchiert. Mein Fokus lag auf Cadmiumrot, weil ich dazu eine Podcastfolge gemacht habe (die Du Dir hier anhören kannst). Weil ich aber weiß, dass die meisten synthetischen Farben Vorgänger aus dem Bereich der Naturfarben haben, habe ich das Netz ein wenig weiter ausgeworfen. So bin ich auf interessante Details zu Krapprot und weiteren Rottönen gestoßen.

Krapprot wird aus der Wurzel des Färberkrapps (Rubia tinctorum) gewonnen. Diese ca. 1 m hohe krautige Pflanze kannst Du selbst im Garten anbauen und im zweiten Jahr ernten. Die Wurzeln enthalten zwei Farbstoffe: das feurig-orangerote Purpurin und das bläulich-rote Alizarin. Seit der Antike wurden diese Farbstoffe für Stoffe und Künstlerfarben verwendet, und auch heute noch sind sie gebräuchlich. Sie sind beliebt unter AquarellmalerInnen.

Von dem Gebrauch einiger Farben aus dieser Gruppe ist abzuraten, denn die enthaltenen Pigmente sind flüchtig. Innerhalb von 4 Wochen im direkten Sonnenlicht verblassen sie deutlich und nach 10 Jahren sieht ein Bild, in dem sie verwendet wurden, schon deutlich anders aus, selbst wenn es lichtgeschützt (aber ohne UV-Schutzglas) hängt. Da die Farbnamen kein verlässlicher Wegweiser in der Welt der Farben sind – alle Hersteller variieren sie ein wenig – verweise ich hier auf die Pigmente, die zu vermeiden sind. Alizarin ist PR83, also das rote Pigment mit der Nummer 83. Synthetisch hergestelltes Alizarin hat die Pigmentnummer PR83:1.

Ich wage es kaum, diese Verallgemeinerung zu äußern, aber: Alle Aquarellfarben, die PR83:1 enthalten, weisen eine geringe bis schlechte Lichtechtheit auf. Bei Schmincke gibt es nur eine Farbe mit schlechter Lichtechtheit, und das ist Alizarin-Karmesin. Die beiden anderen Farben, die PR83:1 enthalten, Krapplack dunkel und Krapplack rosa, haben zwei von fünf möglichen Sternen in der Lichtechtheitsbewertung, sind also auch nur moderat haltbar. (Und es gibt drei weitere Farben mit geringer Lichtechtheit bei Schmincke: Schmincke Violett (PV23), Indigo (PB15:1, PB66) und Grünoliv (PB15, PG8). Bei Sennelier sind Alizarin-Karmesin-Lack (PR83:1) und Opernrosa (PR81:1) (nicht dasselbe Pigment, aber trotzdem ein Rotton) als Farben mit geringer Lichtechtheit ausgewiesen. Daniel Smith gibt an, dass ihr Alizarin Karmesin eine geringe Lichtechtheit besitzt und nach 15-20 Jahren verblassen wird. Bei Winsor & Newtons Alizarin-Karmesin ist überraschenderweise keine Lichtechtheit ausgewiesen. Mijello Mission verwendet PR83:1 nicht, Lukas Aquarell 1862 auch nicht. Müssen sie auch nicht, weil sie auch so interessante Rottöne anbieten können. (Wobei Mijello drei Rottöne mit moderater Lichtechtheit aufweist – wer hätte gedacht, dass im Rotspektrum so viele flüchtige Pigmente existieren!)

Was heißt das nun?

  1. Farben austauschen und ersetzen: Es gibt andere Pigmente und Farben, die lichtechter sind und schöne satte Rottöne im Spektrum von Krapprot aufweisen, z.B. die Chinacridone. Mehr dazu im Podcast.
  2. Generell auf Lichtechtheit achten!
  3. Wenn Du weiterhin PR83:1 verwenden möchtest, dann versehe die betreffenden Aquarelle mit UV-Schutz-Sprühlack. Den gibt es in matt oder glänzend von verschiedenen Herstellern zu kaufen.