Ich habe in den letzten zwei Wochen meine Liebe für den Weißraum entdeckt. Darf ich Dir davon erzählen?

Der Weißraum ist der Teil auf einem bemalten Blatt, der Weiß bleiben darf. Bei mir war das eigentlich nie viel. Ich bin über die Begeisterung für Landschaftsmalerei und mit Ölfarben in die Malerei gekommen, und weder beim Einen, noch beim Anderen spielt der Weißraum eine große Rolle. Im Aquarell aber schon. Die wunderschönen Aqaurellfarben leuchten einfach viel mehr, wenn sie von genügend Weiß durchbrochen und umgeben werden.

Ich sage das so einfach dahin, und es ist auch eine theoretische Lektion, die mir schon seit Ewigkeiten vertraut ist. Verstanden habe ich aber erst diese Woche, wie wichtig der Weißraum ist. Der Groschen fiel pfennigweise und über einen langen Zeitraum, wenn ich ehrlich bin.

Und zwar, als ich vor kurzem ein neues kleines Skizzenbuch angefangen habe. Meine Tulpen in der Küche waren so schön verwelkt, und ich habe zwei Stängel mit verwelkten Blüten im neuen Buch skizziert. Ich war zufrieden, weil es so ein einfaches Motiv war, das so herrlich strahlte. Vier weitere Tulpenskizzen folgten (hier sind einige der Skizzen); dann Krokusse. Ich habe es genossen, diese herrlichen Blüten zu malen. ‚Klick‘ im Sinne von „das gefällt dir doch unter anderem so gut, Antje, weil da so viel Weiß stehen geblieben ist“, hat es nicht gemacht. Auch nach den Wintervögeln nicht, wobei der Weißraum mir auch da schon sehr gefiel.

Krokus-Skizze aus dem Skizzenbuch

Aber als ich dann anfing, kleine Bäumchen für den Workshop am 12. März zu üben (da gibt es einen Baum-Workshop!)… und ich auch nachts um 23 Uhr immer noch kleine Bäumchen in mein Baumskizzenbuch malte, immer mit schön viel Weiß drumherum, da wusste ich es auf einmal: ein kleines feines Motiv, das von viel Weiß umgeben ist, das ist es doch! Das macht mich glücklich!

Ich bin ganz erstaunt. Jetzt lasse ich endlich Blattweiß stehen. Einfach so! Nach so vielen Jahren. Ganz viel Blattweiß. Jetzt strahlen die Farben noch viel mehr! Jetzt ist jedes Motiv klar und deutlich. Und ich verstehe auf einmal etwas mehr von der Aquarellmalerei. Soll heißen, ich habe ein tiefergehendes Verständnis davon, wie die Farben wirken und wie sie gestalterisch auf einem Blatt eingesetzt werden können. Jetzt endlich. Nach neun Jahren Aquarellmalerei.

Und ich weiß jetzt ziemlich genau, wo in diesem Moment meine Malfreude liegt: in einfachen Motiven mit viel Weißraum! (In den kann man was hereinschreiben oder ihn einfach nur genießen, aber das nur am Rande.)

Was erfreut Dein Herz am meisten beim Aquarellmalen? Weißt Du das?