Sinnenschnappschuss, Landschaftsmalen und Wolfsbegegnung

Letzten Sonntag war ich mit zwei Menschen auf der Lüneburger Heide. Wir waren für eine Malwanderung verabredet, die ich geleitet habe. Es war ein wunderschöner Tag dank der beiden, die dabei waren. Ein Genuss durch & durch! In diesem und dem nächsten Beitrag schildere ich die Ereignisse des Tages und den Ablauf der Malwanderung.

Das Wetter war etwas durchwachsen, so dass bis zum Tag davor nicht klar war, ob es vielleicht zu nass sein würde zum Draußensein. Statt Regen gab es dann zum Glück nur Dunst, und das war sehr schön, wie ich fand. Mystisch verhangene Landstraßen, nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen hatte und eine sehr ruhige Landschaft am Rand der Heide – herrlich! Es war ein Morgen zum einfach nur Dasein und tief Durchatmen. So haben wir die Malwanderung auch begonnen.

An unserer ersten Malstation haben wir angehalten, die Rucksäcke abgestellt und einen Sinnenschnappschuss angefertigt. Dabei konzentriert man sich auf die Sinnesorgane, eins nach dem anderen, und notiert, was man wahrnimmt. Das Aufschreiben spielt eine wichtige Rolle dabei, denn es führt dazu, dass man tiefer und tiefer in die Sinneswahrnehmung einsteigt. Rieche ich nicht doch etwas? (Ich habe leider geruchlich nichts wahrgenommen.) Was höre ich? Da, ein Auto auf der Landstraße! Vögel, viele verschiedene. Ein Schwarm Zugvögel zieht vorbei. Flugzeuge. Geschmeckt habe ich nichts, fällt mir dabei gerade ein; bestimmt hätte ich bei einer der Pflanzen um mich herum einen Geschmackstest machen können. (Und wie schmeckt eigentlich Heidekraut?)

Weil die Landschaft mit dem grandiosen fernen Blick über die Heideflächen durch das Verweilen schon so vertraut geworden war, haben wir sie skizziert.

Aquarellbild einer Heidelandschaft bei Undeloh mit leichter Bedeckung, Wacholder im Vordergrund

Nach einer Stunde in der Heide hatten wir schon einen Sinnenschnappschuss angefertigt und eine Landschaftsskizze. Weit gelaufen waren wir noch nicht. Da sah ich plötzlich einen Wolf auf einer Anhöhe stehen. Er war cremig-weiß und hinter ihm in der Ferne war der dunkle Wald. Ohne diesen Kontrast hätte ich den Wolf nicht so schnell identifiziert, denn er hat genau dieselbe Farbe wie das trockene Gras auf den Heideflächen. Gut, er fing dann an zu laufen (mit totem Hase im Maul) – damit war er leichter zu erkennen. Und wie er lief! Von dem Moment an, wo ich ihn sah bis ungefähr 10 Sekunden später stand ich völlig verblüfft da. So eine Geschmeidigkeit und Behändigkeit habe ich noch nie in freier Wildbahn gesehen. Und ich hatte auch noch nie einen Wolf in freier Wildbahn gesehen! Da war er aber. Verrückt.

Als ich zu mir kam, habe ich schnell ein Video von ihm gemacht. Aus dem habe ich später einzelne Posen in mein Nature Journal übertragen.

So fing die Malwanderung an!

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