Was ist es an Pflanzen, Vögeln und Bäumen, was mich immer so stark berührt? Das habe ich mich vor drei Wochen gefragt, während ich krank zu Hause auf dem Sofa lag und Hustentee mit viel Honig schlürfte. Mir fehlte es trotz Erkältung eigentlich an nichts, ich hatte es warm, und ich konnte mir gar nicht vorstellen, rauszugehen und dort irgendwas anzustellen. Nein nein, ich wollte und sollte im Warmen bleiben. Kann ich so nicht auch glücklich sein?, fragte ich mich. Einfach nicht so viel draußen sein und es mir drinnen gemütlich machen.
Denn, let’s be honest, momentan ist es draußen schon ziemlich ungemütlich! Kalt, windig, feucht, bah. Da verzichte ich auch mal gern und bleibe drinnen.
Aber dann ist etwas passiert, was mir schnell und unmittelbar vor Augen geführt hat (im wörtlichen Sinn), dass es ohne die Draußenwelt für mich nicht geht. Ich habe den Kleinen vom Kindergarten abgeholt. Während ich das Auto in die Lücke am Park hineinmanövriert habe, fiel mir eine Amsel auf, die direkt auf einem Ast über meiner Parklücke saß. Schwarze Silhouette vor eisgrauem Himmel. Ich habe den Motor ausgeschaltet und vorsichtig die Tür geöffnet. Die Amsel – genauer gesagt, das schwarze Amselmännchen – hüpfte von mir weg auf einen höheren Ast und sah von dort zu mir herunter. Mit geöffnetem gelbem Schnabel sah sie mich aus ihren Knopfaugen an.
Und ich war sofort verzaubert. Stocksteif und still stand ich da und habe zurückgeschaut. Ich fühlte, dass dies ein kostbarer Moment war, und ich wusste, er würde nicht lange dauern.
Vielleicht zehn Sekunden später hüpfte die Amsel auf einen weiter entfernten Ast. Der Moment war vorbei.
Amseln sind nicht selten, ich weiß. Von einem wilden Tier angeschaut zu werden und zurückzuschauen, das ist aber etwas ganz Besonderes für mich. Ich hatte das Gefühl, dass zwischen mir und der Amsel sofort eine Energie zu fließen begann, sich ein Kanal öffnete für eine sehr alte Kommunikation, die ich gar nicht verstand, aber sehr stark fühlte. Ich fühlte ein emotionales Band, das im Moment des Blickkontakts wiederaktiviert wurde. Es ist immer noch da, das ist mir gerade aufgefallen, als ich im Garten ein Amselweibchen beobachtete.
In Podcastfolge 83 spreche ich mit Petra und Julia über diese Begegnung und darüber, wie wir Zeit zum Malen finden in einem Alltagsleben, das auch so schon recht ausgefüllt ist. Das Bild ist während der Folge entstanden.
Wunderschön, liebe Antje! Auch ich empfinde die seltenen Momente der Begegnung mit Wildtieren als etwas ganz Besonderes. Sei es das Eichhörnchen, das im Garten von Zweig zu Zweig springt, dann plötzlich innehält und seinen Blick auf mich ausrichtet. Oder das verletzte Elsterküken, das mich so berührt hat (glücklicherweise konnte ich es retten, indem ich es zur Wildtierstation fuhr). Tatsächlich male ich am allerliebsten Tiere, weil sie mir am Herzen lieben, und man sagt mir oft, dass ich es schaffe, sie „lebendig“ zu malen – was für ein tolles Lob. Dir ist das Amselmännchen super gut gelungen, Dein Bild hat mich richtig berührt.
Oh das freut mich, liebe Katja! Und vielen Dank für die kleinen angerissenen Anekdoten von Deinen Erlebnissen mit Tieren. Du bringst mich auf den Gedanken, noch mehr darauf zu achten, bei was für Malerlebnissen ich mich besonders verbunden fühle. Bei Tieren ist das nämlich auch so bei mir. Liebe Grüße!