Gestern habe ich über ’small-scale sabbaticals‘ geschrieben: alle sechs Wochen eine Woche frei machen. Der heutige Beitrag dreht sich um einen relativ kleinen wöchentlichen Freiraum von 2 Stunden, der es dafür aber in sich hat.

In ihrem Buch „Der Weg des Künstlers“ beschreibt die amerikanische Künstlerin und Autorin Julia Cameron eine Methode zur Förderung der Kreativität. Eine besondere Art von Freiraum gehört da unbedingt mit dazu: das Künstler-Date. Im Original ist es das ‚artist date‘, in meiner deutschen Übersetzung lautet es ‚Künstlertreff‘, was ich etwas unglücklich finde. Das Künstler-Date also – was ist das?

Ein Künstler-Date ist ein wöchentliches Zeitfenster von vielleicht zwei Stunden, das Sie sich freihalten, um Ihr kreatives Bewusstsein und Ihren inneren Künstler zu nähren. In seiner ursprünglichsten Form ist das Künstler-Date ein Ausflug, eine Verabredung zum Spielen, die Sie im Voraus planen und gegen alle Übergriffe verteidigen. Sie nehmen niemanden auf dieses Künstler-Date mit außer Ihren inneren Künstler beziehungsweise Ihr inneres Kind. Das bedeutet keine Geliebten, keine Freunde, Ehemänner oder Ehefrauen, keine Kinder – keine Anhängsel irgendeiner Art.

Julia Cameron (2009 [1992]). Der Weg des Künstlers. München: Knaur. S. 46.

Als Beispiele für ein Künstler-Date gibt Cameron den Besuch eines Spielzeugladens oder eines Museums. Viel kosten muss es nicht, aber der Ort sollte in gewisser Hinsicht ungewöhnlich sein, damit auch wirklich eine Art Anregung geschehen kann. Denn das innere Reservoir der Künstlerin muss aufgefüllt werden und zwar in regelmäßigen Abständen, sonst geht ihr die Kreativität aus. Cameron regt dazu an, während des Künstler-Dates aufmerksam nach innen zu schauen und die Gefühlsregungen und Gedanken, die sich einstellen, ernst zu nehmen.

Der Besuch einer Musikveranstaltung gilt auch als Künstler-Date.